Georgische Gesänge und Tänze

Georgische vielstimmige Gesänge 

Ein Schlüssel zum Verständnis der georgischen Kultur liegt in der Musik. In den vielstimmigen georgischen Gesängen und den nationalen Tänzen spiegeln sich sowohl die Naturvielfalt Georgiens, als auch das georgische Temperament, das Alltagsleben und das ausgeprägte Traditionsbewusstsein der Georgier wider.  

Den Höhepunkt des georgischen polyphonen Gesangs stellen die berühmten Kirchenchöre und deren folkloristische Ausprägung dar. Polyphone Gesänge werden in Georgien von Männern aufgeführt, typischerweise dreistimmig, „a capella“. Georgier vergleichen diesen Gesang mit der Dreifaltigkeit, die auch die spirituelle Basis des Gesangs bildet: so sind von den drei Stimmen  alle gleich viel wert und es gibt keine führende Stimme, wie man es demgegenüber aus dem europäischen Gesang kennt. Die Bedeutung der Dreifaltigkeit kommt durch die gleichzeitige Aussprache der Wörter zum Ausdruck. Dieser polyphone Gesang spielt eine große Rolle im sozialen Leben Georgiens, vor allem auf den Festen und bei der Feldarbeit. Einer der meist verbreiteten  dreistimmigen Gesänge ist der Mravalshamieri, der oft bei Festtafeln und anlässlich von Eheschließungen aufgeführt wird. 

Für die Bedeutung des georgischen Gesangs, auch über die Landesgrenzen hinaus, spricht die Tatsache, dass 1977 die NASA an Bord des Raumschiffs Voyager 2 eine goldene CD mit den 25 besten Gesängen der Welt geschickt hat, unter denen auch das georgische Volkslied Chakrulo war. Chakrulo ist der klassische georgische Chorgesang, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. 


Georgische Nationaltänze 

Für das georgische Volk ist der Tanz nicht nur ein Teil der Kultur, sondern des ganzen Lebens. Georgische Tänze spiegeln die Beziehung zwischen Mann und Frau wider, ihre Rolle und den Stellenwert in der Gesellschaft. 

Der männliche Teil des Tanzes ist meistens sehr aktiv und er benötigt hohe Kunstfertigkeit. Die Männer tanzen oft auf Zehenspitzen. Hierbei stellt sich der Mann als das Oberhaupt in der Beziehung dar, sowohl im Alltag, als auch auf der Bühne. Die Frau scheint ihm unterstellt, doch ist sie  dabei, nicht zuletzt aufgrund ihrer zurückhaltenden Bescheidenheit, äußerst charmant. Sie zeigt dem Partner keine Gefühle, in ihrem Verhalten bleibt immer etwas geheimnisvolles und anziehendes, was den Mann schließlich veranlasst ihr zu folgen. Dabei bewahrt er eine gewisse Distanz zur Frau, er verehrt sie wie eine Göttin.

Einer der am weit verbreitetsten Tänze  in der georgischen Choreographie ist der „Kartuli“. Dieser klassische Tanz wird oft auf Hochzeiten von Braut und Bräutigam aufgeführt. Der Tanz unterstreicht die Eleganz der georgischen Frau, sowie den Mut und das ehrenvolle Verhalten des Mannes. Während der Mann versucht, die Frau durch seine schnellen Schritte auf sich aufmerksam zu machen,  scheint die Frau, gleich einem Schwan, in ihrer schönen langen Tracht auf dem Boden zu schwimmen, wobei sie vorgibt, ihn nicht zu bemerken. 

Es gibt gewisse regionale Unterschiede in den Tänzen, die man durch die Tracht und die Ausdruckskraft erkennen und nachvollziehen kann. So sind Tänze der Bergregionen und der Schwarzmeerküste sehr temperamentvoll. Aus der Schwarzmeer Region stammt auch der Tanz „Adscharuli“, der sich durch farbenprächtige Tracht und informellen Flirt auszeichnet. Hoher Aktivitätsgrad und besondere Fröhlichkeit kennzeichnen die Tänze der Regionen Chewsureti, Mtiuleti und Kasbegi. 

Die Kriegstänze spielen in der georgischen Choreographie auch eine große Rolle. Sie zeigen die historisch bedingte Notwendigkeit der Kriegsbereitschaft. Der Tanz Chorumi ist vorbildlich in diesem Sinne. Dieser Männertanz erzählt von einem Abenteuer einer militärischen Einheit und steht  symbolhaft für den Spruch „Kraft durch Einheit“.    

Der schönste Frauentanz ist der „Samaia“ (Dreifaltigkeit), der von drei Frauen aufgeführt wird. Dieser Tanz wird zu Ehren der Königin Tamara getanzt, die im XII-XIII Jh. in Georgien regiert hat. Diese Frau verkörperte in sich, harmonisch drei Gestalten: die einer schönen Frau, die der weisen Mutter und die des machtvollen Herrschers.        

Reise
Der sagenhafte Charme Georgiens